Die erste Stunde

Wer das erste Mal eine Therapie macht, kennt vielleicht die Ängste; Unsicherheiten und Fragen, die man hat vor der ersten Stunde.

Blamiere ich mich da? Was muss ich sagen? Wie verhalte ich mich richtig? Kann ich Vertrauen haben? Was darf ich erzählen – oder auch: was sollte ich besser nicht sagen? Was denkt der von mir, wenn ich ihm das erzähle?

Ich möchte in diesem Blog darauf eingehen, um was es in dieser ersten Stunde für mich als Therapeuten geht.

Zentrale Frage für mich ist: passen wir zusammen? Denn nur wenn die „therapeutische Beziehung“ – so heißt das in der Fachsprache – passt, kann etwas Gutes entstehen. Und wenn man sich begegnet spürt man ziemlich schnell, ob das harmoniert. Das bedeutet: fühlt sich mein Klient wohl, sicher, gut aufgehoben, verstanden und wertgeschätzt. Und habe ich als Therapeut den Eindruck, dass ich mit meinen Fähigkeiten unterstützen kann.

Weiterhin möchte ich möglichst viel über die momentanen Schwierigkeiten erfahren. Wann haben die Schwierigkeiten begonnen, was wurde schon unternommen, was hat geholfen, was eher nicht.  Ich selbst sehe mich da auch nicht in der Rolle des „ich weiß alles und mein Gegenüber nichts“ sondern eher so nach dem Motto „was bringt der Mensch in der gemeinsamen Zusammenarbeit an Potenzial mit und was könnten wir ergänzen, damit es einfacher, flüssiger, runder für ihn wird“. Und dabei gibt es für mich bei allen Angeboten als Therapeut nur eine Instanz, die das entscheidet: der  KIient.

Ich verstehe die erste Stunde als Möglichkeit, dass man sich kennenlernt, Wünsche austauscht, Therapieziele festlegt und natürlich generell, ob wir uns vorstellen können, miteinander zu arbeiten.

Und – um noch einmal die Fragen vom Anfang aufzugreifen:
Aus meiner langjährigen Arbeit weiß ich, dass sich Menschen erst dann Unterstützung holen, wenn sie selbst  den Eindruck haben, dass sie selbst vieles probiert haben und bisher noch nichts so richtig geholfen hat.
In meinem Verständnis ist ein Mensch, der zu mir kommt, nicht inkompetent oder „verrückt“. Im Gegenteil: er holt sich Unterstützung für einen Teilbereich seines Lebens. Eben genauso, wie ich mir Hilfe hole bei einem Steuerberater, beim Rechtsanwalt oder einem Arzt. Da empfinde ich mich ja auch nicht als inkompetent oder unfähig. Ich weiß, dass der  geschult ist, Erfahrung hat und einer Schweigepflicht unterliegt.

Ich persönlich bin immer sehr gespannt, wer da zu mir kommt. Zumal Sie mich ja schon einmal gesehen haben…

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